Das Vorpraktikum: Darauf kommt es an.
Manche Unis verlangen von zukünftigen Studenten, dass sie vor ihrem Studium bereits ein Praktikum absolviert haben. Hier bekommst du Infos und Tipps rund ums Vorpraktikum – von der Bewerbung, über die Vergütung, bis hin zur Versicherung. Außerdem erklären wir dir, warum du für manche Studiengänge praktische Erfahrungen sammeln solltest, bevor du studierst.
Was ist ein Vorpraktikum?
Ein Vorpraktikum ist eine spezielle Art des Pflichtpraktikums, denn du musst es – wie der Name schon sagt – vor dem Studium absolvieren. Mehr noch: Du brauchst die Bescheinigung über ein Vorpraktikum, um überhaupt zum Studiengang zugelassen zu werden. Die Praktikumsbescheinigung ist also Teil deiner Einschreibungsunterlagen für deinen Bachelor, ohne sie wirst du nicht immatrikuliert. Je nach Studiengang und Bereich muss auch nur ein bestimmter Teil des Vorpraktikums vor dem Studium geleistet worden sein, den Rest kannst du dann in den ersten Semestern im Bachelor nachholen.
Es gibt verschiedene Arten von verpflichtenden Praktika, die du vor oder im Studium ableisten musst:
Art des Pflichtpraktikums | Beschreibung |
---|---|
Vorpraktikum | Wird (zumindest in Teilen) vor dem eigentlichen Studium geleistet und ist Voraussetzung für die Immatrikulation. Dauert meist nur wenige Wochen. |
Praxissemester | Dauert ein komplettes Semester und ist als praktischer Teil der Hochschulausbildung fest im Studienverlaufsplan integriert. |
Famulatur | Pflichtpraktikum speziell für Student:innen* im Bereich Medizin und Pharmazie. |
Zeitpunkt und Dauer eines Vorpraktikums.
Ein Vorpraktikum findet vor dem Studium statt bzw. muss zumindest vor der Immatrikulation begonnen werden. Im Schnitt dauert das Praktikum zwischen sechs und zwölf Wochen, in Ausnahmen sogar bis zu einem halben Jahr. Das bedeutet für dich: Kümmere dich rechtzeitig um einen Praktikumsplatz.
Wenn du bereits eine fachspezifische Ausbildung absolviert hast, bevor du mit dem Studieren beginnst, kannst du dir diese als Praktikum anrechnen lassen. In dem Fall entfällt das Vorpraktikum vor dem Studium für dich, denn genug Praxiserfahrung hast du schließlich schon gesammelt. Und auch wenn du bereits freiwillig ein Praktikum in der entsprechenden Fachrichtung deines angestrebten Studiengangs absolviert hast, hast du wahrscheinlich Glück, dass es dir als Vorpraktikum angerechnet wird.
Bevor du dein Vorpraktikum beginnst, lies dir unbedingt die Studien-, Prüfungs- oder Praktikumsordnung hinsichtlich der geforderten Dauer des Praktikums sowie der Bereiche, in denen du als Praktikant arbeiten sollst, genau durch. Nicht, dass dir dein Praktikum am Ende nicht für dein Studium angerechnet wird.
Warum muss ich ein Vorpraktikum absolvieren?
Es scheint erst einmal stressig zu sein, vor deinem eigentlichen Studium noch ein Praktikum zu absolvieren. Dafür muss einiges organisiert werden und im schlimmsten Fall bringt es deine ganze Zeitplanung durcheinander. Aber das ist es definitiv wert, denn das Vorpraktikum ist sehr hilfreich für deine weitere akademische Laufbahn – und natürlich auch für deine Karriere und späteren Jobs!
In einem Vorpraktikum …
- sammelst du erste Erfahrungen in dem Bereich, in dem du später arbeiten willst.
- lernst du praktische Techniken und Abläufe kennen.
- bekommst du ein Gefühl dafür, ob das Studium für diesen Beruf zu dir passt.
- erwirbst du Kenntnisse, die das Lernen der trockenen Theorie im Studium erleichtern.
- knüpfst du bereits erste Kontakte im Bereich deines zukünftigen Jobs.
Mit diesem Praktikum bekommst du also die Möglichkeit, schon vor dem Studium einen Blick auf deinen späteren Alltag zu werfen und zu entscheiden, ob sich ein hartes Studium für dich lohnt oder nicht. Und wenn du im Vorpraktikum bemerkst, dass dieser Job doch nicht zu dir passt, dann ist das gar nicht schlimm. Schließlich hast du dir dann einige Semester oder gar ein ganzes Studium gespart, bevor du zur gleichen Erkenntnis gekommen wärst.
Für welche Studiengänge ist ein Vorpraktikum Pflicht?
Mittlerweile tendieren immer mehr Hochschulen dazu, Vorpraktika als Voraussetzung für ihre Studiengänge vorzuschreiben. Schließlich sind sich viele Studenten mit ihrer Studienwahl nicht hundertprozentig sicher und müssen ihr Studienfach wechseln, wenn sie mitten im Bachelor merken, dass es doch nicht das richtige für sie war. Das kannst du mit einem Vorpraktikum verhindern.
Besonders in Studiengängen an der Fachhochschule, die eh praktischer orientiert sind als die an einer Universität, sind Vorpraktika gefragt. Für technische Studiengänge wie Maschinenbau, Physik oder Ingenieurwesen wirst du sicher eins vorweisen müssen, eventuell auch für kreative Studiengänge wie Design. In diesen Bereichen hilft dir ein technisches Vorpraktikum dabei, bereits vorm Studieren viele Infos zu sammeln und dich mit grundlegenden Arbeitsabläufen auseinanderzusetzen. Damit weißt du später als Student in der Vorlesung genau, wovon bei bestimmten Techniken und Abläufen die Rede ist. Außerdem sollst du mithilfe von Praktika die Aufgaben und Arbeitsweisen der verschiedenen technischen Bereiche im Unternehmen kennenlernen und deren Zusammenspiel besser verstehen.
Auch wenn du Soziale Arbeit studieren möchtest, wird oft ein Vorpraktikum verlangt, da der Arbeitsalltag im späteren Beruf doch sehr vom Studium abweicht. Und damit du vor dem Studium ein Gefühl für die Arbeit beispielsweise in Einrichtungen für Senioren, Kinder oder Jugendliche bekommst, bietet sich ein Vorpraktikum hier besonders an. Außerdem wird dir die Spezialisierung im Bachelor leichter fallen, wenn du bereits praktischen Erfahrungen in bestimmten Bereichen sammeln konntest.
Die meisten Fächer der Geistes-, Wirtschafts- oder Gesellschaftswissenschaften verlangen allerdings nur selten ein Praktikum für deine Bewerbung auf ein Studium.
Hier findest du freie Praktikumsstellen für deinen Studiengang:
Auch vor deiner Bewerbung auf spezielle Ausbildungen, zum Beispiel die zum/zur Erzieher/in, musst du ein Vorpraktikum ablegen.
Wie finde ich ein geeignetes Vorpraktikum?
Bei der Wahl deines Praktikumsplatzes musst du natürlich zu allererst darauf gucken, was deine Universität bzw. Hochschule fordert. Welche Richtlinien gibt es hinsichtlich Unternehmen, Aufgabenbereichen oder gar bestimmten Tätigkeiten? Manche Unis lassen dir hier viel Freiheit als Praktikant, andere schreiben konkrete Unternehmen vor.
Einige Unis erlauben sogar, dass du das Praktikum auf mehrere Unternehmen aufteilen kannst. Überlege aber, ob es bei der Kürze des Praktikums überhaupt sinnvoll ist, da du jedes Mal als Praktikant neu eingearbeitet werden musst und so vielleicht gar keine tieferen Einblicke ins Unternehmen erhältst.
Wenn du dich an mehreren Unis bewerben möchtest, dann versuche, alle geforderten Tätigkeiten in deinem Vorpraktikum abzudecken, damit du überall eine gute Chance hast.
Deine Bewerbung um einen Praktikumsplatz.
Für deinen Praktikumsplatz für ein Vorpraktikum musst du dich ganz regulär bewerben. So aufwendig und lang wie für deinen späteren Beruf muss deine Bewerbung fürs Vorpraktikum aber noch nicht sein, keine Angst.
Hast du eine Ausschreibung für einen Praktikumsplatz gefunden, steht darin meist auch, was der Arbeitgeber in der Bewerbung verlangt. Meist musst du ein Anschreiben und einen aussagekräftigen Lebenslauf mitschicken. Der Lebenslauf sollte alle Infos über deine schulische Laufbahn sowie Nebentätigkeiten, praktische Erfahrungen und Hobbys beinhalten, die für dein Vorpraktikum relevant sind. Im Anschreiben musst du überzeugend rüberbringen, warum du das Praktikum machen möchtest und warum genau du der richtige Kandidat für die Stelle bist. Manche Arbeitgeber verlangen für ein Praktikum, das nur wenige Wochen dauert, auch gar kein Anschreiben von dir. Dann hast du Glück, du brauchst nur den Lebenslauf einzureichen.
In den meisten Fällen schickst du deine Bewerbung samt Lebenslauf und eventuell auch Anschreiben (in einem Dokument!) per Mail ans Unternehmen.
Wenn du Unterstützung bei deiner Bewerbung benötigst, kannst du dir folgende Muster kostenlos herunterladen. Nutze sie als Vorlage und passe dein Anschreiben und deinen Lebenslauf individuell an.
Klassisch / konventionell
Originell / kreativ
Modern / innovativ
Wenn du sie kennst, schicke unbedingt auch den Auszug aus der Studienordnung ans Unternehmen, damit dein Arbeitgeber genau weiß, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, damit dir das Praktikum als Vorpraktikum deines Studiums anerkannt wird.
Gehalt im Vorpraktikum.
Da dein Vorpraktikum quasi Teil deines Studiums und damit ein Pflichtpraktikum ist, hast du als Praktikant leider kein Anrecht auf Vergütung. In einem freiwilligen Praktikum, das mindestens drei Monate dauert, hättest du hingegen ein Recht auf den Mindestlohn. Aber auch im Vorpraktikum kannst du Glück haben und einen spendablen Arbeitgeber erwischen, der seine Praktikanten bezahlt. Manchmal erhältst du statt Gehalt aber auch sonstige Benefits wie einen Fahrtkostenzuschuss oder gratis Essen in der Firmenkantine.
Versicherung im Vorpraktikum.
Für ein Vorpraktikum musst du bei den Versicherungen und Sozialabgaben einiges beachten. Entscheidend ist immer, ob du als Praktikant eine Vergütung bekommst oder nicht. Es gibt also zwei Varianten:
1. Du bekommst eine Vergütung für dein Praktikum.
Dann zählst du als „zur Berufsausbildung Beschäftigter“ und bist kranken- und pflegeversicherungspflichtig. In der Regel bist du vor und in deinem Studium aber noch in der Krankenkasse bei einem Elternteil familienversichert – dann bleibt dieser Status auch als Praktikant bestehen und du musst dich um nichts kümmern. Die Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung übernimmt dein Arbeitgeber, wenn du im Praktikum weniger als 325 Euro brutto im Monat verdienst. Liegt dein Gehalt als Praktikant darüber, werden dir die Beiträge direkt von deinem Lohn abgezogen.
2. Du bekommst kein Gehalt für dein Vorpraktikum.
Wenn du kein Gehalt bekommst, besteht hinsichtlich der Renten- und Arbeitslosenversicherung trotzdem Versicherungspflicht – die übernimmt dein Arbeitgeber aber komplett. Was die Krankenkasse angeht, bist du als Praktikant entweder sowieso familienversichert oder musst dich über eine private oder studentische Versicherung selbst versichern.
Wo willst du arbeiten?
Dein Nachweis: Die Praktikumsbescheinigung.
Natürlich möchtest du am Ende deines Vorpraktikums auch eine Bescheinigung dafür erhalten, dass du als Praktikant im Unternehmen tätig warst – schließlich brauchst du genau das für deine Immatrikulation. Formal gibt es für deine Praktikumsbescheinigung oft keine genauen Vorlagen, aber inhaltlich sollten einige Punkte drin stehen:
- Wer hat das Praktikum absolviert (dein Name, Geburtstag, Wohnort)?
- Wann hast du das Praktikum gemacht?
- In welchem Unternehmen hast du das Vorpraktikum gemacht?
- In welcher Abteilung hast du als Praktikant gearbeitet und was waren deine Aufgaben?
- Wer war deine Ansprechperson im Unternehmen (am besten mit Kontaktdaten)?
- Datum der Bescheinigung, Stempel, Unterschrift vom Arbeitgeber
Wenn du dir eine formlose Bescheinigung ausstellen lässt, auf der all diese Angaben aufgelistet sind, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit alle Punkte abgedeckt, die deine zukünftige Uni als Voraussetzung für die Immatrikulation für deinen Studiengang haben möchte.